Wer in den Bereichen Kommunikation, Vermittlung und Dialog tätig ist, kennt es: Die Projekte, die wir einst ins Leben gerufen haben, sind heute manchmal nicht wiederzuerkennen oder ganz verschwunden. Umso mehr freue ich mich über einige Dinge, die geblieben sind. Drei Beispiele.

Neulich las ich im Newsletter des Debattierhauses Karl der Grosse, dass schon bald die 11. Ausgabe der Winterreden stattfindet. Wie jedes Jahr freue ich mich darüber, denn ich erinnere mich sehr gut daran, wie ich im Herbst 2014 als Programmleiterin von Karl der Grosse diese Idee gemeinsam mit dem Team ausheckte. Wir waren Feuer und Flamme.

Tatsächlich: Das Format hat funktioniert und hat sich seitdem nicht gross verändert. Dass etwas so lange bleibt, ist allerdings selten. Es versteht sich von selbst, dass Projekte oder Programme, die wir einst initiiert oder begleitet haben, im Laufe der Zeit ihre Form verändern oder ersetzt werden – besonders, wenn es sich um Branding, Websites oder Social-Media-Auftritte handelt. Niemand möchte schliesslich, dass ein online-Auftritt heute noch aussieht wie in den Nuller- und Zehnerjahren!

Was bleibt?

Die Dinge, die von unseren vergangenen Projekten bleiben, sind oft nicht sichtbar oder greifbar, aber trotzdem sehr wertvoll: das Gelernte aus dem Prozess der Planung und Durchführung. Was funktioniert hat und was nicht. Was ebenfalls bleibt, ist, im Idealfall, eine nachhaltige Wirkung in der Gesellschaft. Diese wiederum ist oft nicht messbar. Wir können sie erahnen oder erhalten manchmal auch Rückmeldungen, die uns erkennen lassen: Mit diesem Projekt haben wir etwas bewirkt.

Umso schöner, wenn auch einige tatsächlich greifbare und sichtbare Dinge bleiben. Hier drei – sehr unterschiedliche – Beispiele aus meinen vergangenen Tätigkeiten:

 

Hazel Bruggers Winterrede im Januar 2015

Inspiriert vom «Speakers’ Corner»: Die eingangs erwähnten Winterreden. Bei jeder Winterrede wendet sich nach dem 18-Uhr-Glockenschlag eine Persönlichkeit aus dem Erkerfenster des Debattierhauses Karl der Grosse in Zürich an die Öffentlichkeit. Heute finden die Reden über einen Zeitraum von zwei Wochen statt; als wir die Winterreden 2014 ins Leben riefen, erstreckten sie sich noch über zwei Monate und und umfassten 30 Persönlichkeiten. Der damalige Umfang des Projekts erwies sich als zu aufwändig und wurde später reduziert. Das Konzept aber, dass sich hier Menschen aus dem Fenster lehnen und auf eine sehr unmittelbare Art die Debatte suchen, hat sich als beständig erwiesen.1  >Die Winterreden finden dieses Jahr erneut statt, auch diesmal mit sehr spannenden Redner*innen.

 

 
BOLD - eine Plattform der Jacobs Foundation

Big Ideas for Growing Minds: Dies ist heute der Slogan der wissenschaftsbasierten Multimedia-Plattform BOLD, die ich im Frühjahr 2016 für die Jacobs Foundation konzipieren und aufbauen und danach über mehrere Jahre als Chefredakteurin leiten durfte. Als ich im Jahr 2020 die Redaktionsleitung abgab, hatte ich das Glück, eine grossartige Nachfolgerin zu finden, Gemma Wirz, die BOLD bis heute gemeinsam mit Annie Brookman-Byrne führt und ständig weiterentwickelt. Bis heute haben Hunderte von Wissenschaftler*innen und Dutzende von Journalist*innen zu Artikeln, Videos und Podcasts beigetragen. Als Initiantin eines solchen Mediums kann man sich nichts Schöneres vorstellen, als nach bald 9 Jahren mitzuverfolgen, wie es weiterhin besteht, wächst und weltweit Anerkennung findet.2  >BOLD entdecken

 

 

Kindheit - eine Beruhigung. Bei Kein & Aber. Ein Buch von Oskar Jenni und 10 weiteren Autor*innen

Was wissen wir heute wirklich über die Kindheit? Dieser Frage nachgegangen ist ein 11-köpfiges Autor*innenkollektiv (Thinktank der Akademie. Für das Kind. Giedion Risch) unter der Leitung des Schweizer Kinder- und Jugendarztes Oskar Jenni. Das Buch „Kindheit – Eine Beruhigungerschien im Mai 2024 bei Kein & Aber und schaffte es bald darauf auf die Spiegel-Beststellerliste. Es enthält Konzepte und Gedanken aus Entwicklungspsychologie und -pädiatrie, Erziehungswissenschaft und Politologie. Meine Aufgabe war es, die von den Autorinnen und Autoren verfassten 8 Kapitel in einen Guss zu bringen, d.h. redaktionell zu überarbeiten und zu lektorieren. Das Buch in den Händen zu halten, ist ein tolles Gefühl!  >Das Buch entdecken

Manchmal bleiben von vergangenen Engagements also nicht nur Erinnerungen und Erfahrungen, an denen man wachsen kann. Es kommt vor, dass auch die Projekte oder Erzeugnisse selbst über Jahre hinweg bestehen bleiben. In manchen Fällen ist dies völlig unplanbar – und gerade deshalb ein grosses Geschenk.

 

 

1, 2 Für diese beiden Vorhaben hatte ich das Glück, die Designagentur Resort mit an Bord zu holen. Sowohl beim Karl der Grosse als auch bei BOLD wurde der Look & Feel inzwischen zwar überarbeitet, aber die Grundelemente des Brandings haben sich als zeitlos erwiesen und sind immer noch zu erkennen.