In den letzten Jahren haben viele von uns ein altmodisches Gefühl wiederentdeckt: die Demut. Was wir zu wissen glaubten, entpuppt sich als falsch. Meinungen werden als Gewissheiten verkauft. Wackelige Glaubenssätze bieten vielen Mitmenschen Halt. Wir müssen einsehen: Was die westlichen Gesellschaften einigermassen unter Kontrolle zu haben glaubten, stürzt jetzt ein. Klimakrise; Pandemie; ein naher Krieg; die Normalisierung menschenverachtender Haltungen – all dies sind konkrete und komplexe Bedrohungen.
Wie gehen wir in der Kommunikation und in den Redaktionen mit dieser Ungewissheit und Komplexität um? Wir haben gelernt, dass kommunizierte Inhalte durch Zuspitzung und Klarheit griffig werden. Aber der Zuspitzung widersetzt sich die wachsende Unschärfe im Weltgeschehen, und Klarheit setzt Eindeutigkeit voraus, die oft nicht vorhanden ist.